loader image

Der eigene Verzicht

Was es für mich als Mutter bedeutet in meiner neuen Rolle auf manche Dinge zu verzichten.

Als frisch gebackene Eltern steht man vor der wunderbaren Herausforderung eigene Bedürfnisse und Wünsche zurückzustellen, um sich voll und ganz der Verantwortung für das frisch geschlüpfte Rudeltier zu widmen. Das ist für niemanden ja etwas Neues. In diesen Momenten, in denen wir aber spüren, dass der Verzicht auf bestimmte Dinge bedauerlich ist, erkenne ich die Tiefe Opferbereitschaft aller Eltern. CHAPEAU!

Ich würde stand heute sagen, dass wir mit der richtigen Einstellung an das Reisen mit Baby gegangen sind und uns dadurch die letzten Wochen nicht eingeschränkt gefühlt haben. Vor wenigen Tagen jedoch kam es das erste Mal auf, das Bedauern eines Verzichts.

Etwas östlich von Travaro liegt der Vaihi Wasserfall auf Tahiti, französisch Polynesien. Dieser alleine ist schon sehr sehenswert, da er ein doppelter Wasserfall mit zwei Bassens zum Baden ist. Der obere Teil des Wasserfalls kann man über eine Treppe erreichen, die einen ca. 20 Höhenmeter nach oben bringt. Dank maps.me haben wir bemerkt, dass es noch einen zweiten Wasserfall, ca. 850m nach dem Vaihi Wasserfall gibt. So machten wir uns zu dritt auf diesen Wasserfall zu erkunden. Der Weg führte entlang des Flussbetts, welches man mehrfach kreuzen muss. Da das Kreuzen des Flussbetts mit glitschigen, teils wackligen Steinen ein zu großes Risiko für Otti darstellte, entschieden wir uns, dass es sicherer sei, wenn ich und das kleine Rudeltier umkehrten. Keiner war so wirklich zufrieden mit der Lösung, aber wir wussten, dass es die richtige Entscheidung war. Ich bestärkte MJ den Weg dennoch weiter zu laufen, um dem zweiten Wasserfall auf den Grund zu gehen, schließlich mussten ja nicht alle darauf verzichten. Neben diversen Flussüberquerungen führte der Weg durch einen wundervollen Dschungel und sogar einen kleinen Bambuswald. Am Ende erwartete MJ ein wundervoller Wasserfall, samt Bassin, welches er auch gleich in Anspruch nahm, denn er war patsch nass geschwitzt.

Wir stellten uns bereits vor der Reise mit Baby auf Einschränkungen ein, hinsichtlich manchen Unternehmungen etc. und waren damit fine. Mein eigener Wunsch jedoch weiter zu gehen war bei dieser Wanderung jedoch bedeutend groß. Ich würde von mir behaupten motorisch schon nicht ganz hilflos zu sein, aber der Weg bat ein für mich zu großes Risiko. Daher drehte ich um. Wie gerne ich aber den Wasserfall ebenfalls entdeckt hätte, denn genau das ist es was uns die letzten Jahre auch so Spaß gemacht hat, etwas „off the track“ zu sein.

Ich bedauerte zunächst die Umkehr, aber war mir sicher die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Diese Emotionen aber zuzulassen und auszusprechen ist denke ich der richtige Weg, denn nur so kann man lernen damit umzugehen und seinen Weg zu finden. Außerdem stellt das Reisen mit Baby einen plötzlich vor ganz anderen Herausforderungen.

Es gilt doch vor allem nur die Balance zu finden zwischen, ich komme auf meine Kosten und decke meine Bedürfnisse, aber kann diese auch im richtigen Moment zurückstellen zum Wohle meines Kindes. Ich denke dazu gibt es nicht eine klare Leitlinie, sondern es ist ein lebenslanger Prozess, der immer wieder neue Entscheidungen und Abwägungen fordert. Und wenn es bedeutet einen Verzicht zu bedauern, ist auch dies in Ordnung, denn ich bin nicht nur Mutter, sondern immer noch ich selbst.